Forscher fordern ein besseres Management von Nanoabfällen

Forscher fordern ein besseres Management von Nanoabfällen

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07 (Nanowerk-Neuigkeiten) Abfall enthaltend Nanomaterialien – oder Nanoabfall – ist weltweit ein aufkommendes Sicherheitsproblem, das eine umweltgerechte Bewirtschaftung und Regulierung erfordert, die noch etabliert werden muss. Forschende der Universität Freiburg zeigen die Lücken auf und liefern erste Lösungsansätze zur Orientierung. Zu den Nanoabfällen zählen Produktionsabfälle, ausgediente nanobasierte Produkte und Abfälle, die (unbeabsichtigt) mit technisch hergestellten Nanomaterialien kontaminiert sind. Schätzungen zufolge landen mehr als 60 Prozent der technisch hergestellten Nanomaterialien (bis zu 300,000 Tonnen pro Jahr, Nanoplastik nicht eingerechnet) auf Mülldeponien. Und obwohl es derzeit keine globalen Definitionen oder Klassifizierungen für Nanomaterialien oder Nanoabfälle gibt, besteht Bedarf an konkreten Lösungen in Bezug auf Risikobewertung, Kategorisierung, Kennzeichnung, Sammlung, Lagerung, Transport, Recycling und Beseitigung. In einem Kommentar in Natur Nanotechnologie („Der Bedarf an Bewusstsein und Handeln beim Umgang mit Nanoabfällen“) plädieren Forscher der BioNanomaterials-Gruppe des Adolphe-Merkle-Instituts zusammen mit Kollegen der Universität Freiburg und der EPFL für ein Bewusstsein für das Thema und die Notwendigkeit technischer und rechtsverbindlicher Nanoabfall-Richtlinien, die streng auf dem Vorsorgeprinzip basieren. Diese sollten sich auf aktuelles Wissen über das Verhalten von Nanomaterialien und eine lockere Definition von Nanomaterialien stützen. Die Entwicklung dieser ersten Richtlinien erfordert eine fallweise Risikobewertung der spezifischen erzeugten Nanoabfälle, ein detailliertes Verständnis der nationalen und internationalen Vorschriften für gefährliche Abfälle und Materialien sowie die Zusammenarbeit mit dem Laborpersonal, um benutzerfreundliche Möglichkeiten zur Sammlung, Lagerung und Beseitigung dieser Abfälle abzuleiten. Wie die Forscher betonen, wurden am Adolphe-Merkle-Institut in Zusammenarbeit mit den Sicherheitsbeauftragten der Universität Freiburg bereits eine Reihe von Massnahmen umgesetzt. Dazu gehören die ordnungsgemäße Kennzeichnung und Lagerung aufgrund fehlender Nanoabfall-spezifischer Regelungen gemäß nationaler und internationaler Gefahrstoffgesetzgebung, detaillierte Richtlinien zur ordnungsgemäßen Entsorgung von Nanoabfällen sowie die Einteilung dieser Abfälle in wenige gesetzlich zulässige Kategorien. Für Forschungslabore seien solche Richtlinien aufgrund der hohen Komplexität der anfallenden Abfälle, der Vielzahl ungeprüfter Materialien und der vielen unterschiedlichen Labornutzer besonders wichtig, sagen die Autoren. Explizitere Regeln für Nanoabfälle, wie beispielsweise spezifische Piktogramme, könnten auch dazu beitragen, die Nanoabfallbewirtschaftung in der Industrie zu harmonisieren, die Fehlklassifizierung gefährlicher Stoffe in ungefährliche Kategorien zu verhindern und eine unbeabsichtigte Exposition von Menschen und Umwelt gegenüber gefährlichen Nanomaterialien zu verhindern. Die im Artikel vorgestellten Empfehlungen richten sich an Forscher und politische Entscheidungsträger in Wissenschaft und Industrie. Um die menschliche Gesundheit und die Umwelt zu schützen, fordern die Autoren ein stärkeres Bewusstsein und Maßnahmen zur Bewirtschaftung von Nanoabfällen sowie die ausdrückliche Einbeziehung der Nanoabfallbewirtschaftung in multinationale Vereinbarungen. Sie warnen die politischen Entscheidungsträger außerdem davor, Doppelstandards zu vermeiden, die den Ersatz gefährlicherer konventioneller Chemikalien durch neuartige, weniger schädliche und abbaubare Nanomaterialien behindern würden.

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