Top 10 SCM-Trends für 2024 – Logistics Business® Magazine

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Es ändert sich einiges im Supply Chain Management: Während Kostensenkungen für viele Führungskräfte seit Jahren ganz oben auf der Agenda stehen, beschäftigen sie sich in Zukunft zunehmend mit dem Fachkräftemangel, der Nachhaltigkeit und der Resilienz. Ralf Düster, Vorstand des Bochumer SCM-Softwarespezialisten Setlog, zeigt, welche Trends im Jahr 2024 wichtig sein werden. Seine Aussagen basieren nicht nur auf Gesprächen mit Experten aus Industrie und Forschung, sondern auch auf Daten von Setlog Kunden, die das SCM-Tool OSCA nutzen. Allein in den Bereichen Mode und schnelllebige Konsumgüter sind dies rund 100 Marken, darunter Tom Tailor, KiK, Karl Lagerfeld, Jack Wolfskin und Wenko.

Auf einen Blick: Die Top Ten der SCM-Trends 2024
1. Fachkräftemangel zwingt zum Handeln
2. Nachhaltigkeitsgesetze und Kreislaufwirtschaft erzwingen bessere Prozesse
3. Aufbau von Widerstandsfähigkeit bei gleichzeitigem Kostendruck
4. Transparenz wird immer wichtiger
5. Supply Chain as a Service wird entscheidend für den Wettbewerb
6. ERP-Silos werden abgebaut
7. Globale und regionale Lieferketten sind gemischt
8. Cybersicherheit wird zur obersten Priorität
9. Automatisierungsprojekte schreiten voran
10. Open-Source-Software überzeugt zunehmend

Im Detail: Die zehn wichtigsten SCM-Trends im Jahr 2024

1. Der Fachkräftemangel bringt Unternehmen in Industrieländern in immer schwierigere Situationen. Und es wird nicht besser: Der demografische Wandel in Ländern wie Deutschland setzt das Management noch stärker unter Druck. Studien zeigen, dass in manchen Bereichen rund ein Drittel der Unternehmen, die nicht alle offenen Stellen besetzen konnten, keine einzige Bewerbung erhielten.
Wer sich von der Masse abheben will, muss bestehenden und künftigen Mitarbeitern attraktive Konditionen bieten. Auch führende Unternehmen verstärken ihr Engagement in der Berufsberatung und gehen auf die Bedürfnisse der Generation Z ein. Wie Studien zeigen, legen junge Menschen großen Wert auf flache Hierarchien und wünschen sich Moderne IT-Systeme in ihrer täglichen Arbeit. Viele Unternehmen können und müssen noch effizienter werden oder Arbeitsplätze attraktiver gestalten. Damit beispielsweise abends mehr Lkw-Fahrer wieder zu Hause sind, will der Speditionsverband Elvis ein Treffpunkt-Netzwerk für Komplettladungen aufbauen. Die Besten der Besten differenzieren auch ihre Rekrutierungsstrategie – zum Beispiel nach Generationen oder potenziellen Gruppen wie Berufseinsteigern oder ausländischen Arbeitskräften. Darüber hinaus bieten sie unterschiedliche Bindungsprogramme an und zeigen Perspektiven durch flexible Arbeitszeiten, Elternzeit sowie Aus- und Weiterbildungsaktionen auf.

2. Nachhaltigkeit und Corporate Social Responsibility (CSR) sind nicht nur Top-Themen für Großkonzerne, sondern auch für KMU. Geschäftspartner, Verbraucher und Politik fordern Unternehmen zu schnellem Handeln auf. Die EU drängt auf ein umfassendes Lieferkettengesetz. In den USA gilt beispielsweise das Uyghur Forced Labour Prevention Act (UFLPA), aber auch einzelne Bundesstaaten treiben neue Gesetze voran. In Deutschland haben immer mehr Unternehmen die Reduzierung des Kohlendioxidausstoßes und die Einhaltung des Lieferkettengesetzes ganz oben auf ihre Agenda gesetzt. Effektive Klimaschutzmaßnahmen erfordern jedoch ein Umdenken in den Köpfen der Mitarbeiter und eine Änderung der aktuellen Arbeitsabläufe. Auch Führungskräfte beschäftigen sich zunehmend damit, wie sie Strategien aus der Kreislaufwirtschaft umsetzen können, damit weniger Waren zerstört werden. Unternehmen, die den Weg ihrer Produkte von der Entwicklung über die Beschaffung und Produktion bis zum Versand nicht nachvollziehen können, werden es schwer haben, den neuen Anforderungen von Regierungen, Verbraucherverbänden und Kunden gerecht zu werden. Kleine Unternehmen sind in vielen Ländern noch immer von den Lieferkettengesetzen ausgeschlossen. Spätestens mit Inkrafttreten der neuen europaweiten „Supply Chain Directive“ (Corporate Sustainability Due Diligence Directive, kurz CSDDD) müssen sie sich jedoch weiterhin täglich damit auseinandersetzen. Es basiert auf dem französischen „Loi de Vigilance“ und dem deutschen Lieferkettengesetz und enthält Sorgfaltspflichten, die sich vor allem mit den Themen Umweltschutz und Einhaltung der Menschenrechte befassen. Für KMU gilt: Geschäfte mit Konzernen können sie nur noch tätigen, wenn diese alle neuen Vorschriften einhalten.

3. Extreme Wetterereignisse, politische Krisen, Pandemien: Da sich die Rahmenbedingungen für die Wirtschaft in den letzten Jahren verändert haben, haben sich auch die Prioritäten der Supply Chain Manager verschoben. Früher stand beispielsweise die Reduzierung der Kosten in der Lieferkette ganz oben auf der Agenda. Spätestens seit der Covid-19-Pandemie, als bestimmte Produkte auch in hoch entwickelten Ländern vorübergehend nicht in den Regalen verfügbar waren, gewinnen die Themen Produktverfügbarkeit und -belastbarkeit zunehmend an Bedeutung. Generell gilt, dass ein resilientes Supply Chain Management es den verantwortlichen Managern ermöglicht, die Lieferkette nach einer Störung durch externe Ereignisse schnellstmöglich wieder in Betrieb zu nehmen. Darüber hinaus führt eine Diversifizierung innerhalb der Lieferkette im Allgemeinen zu einer besseren Widerstandsfähigkeit. Um ein robustes Supply Chain Management zu gewährleisten, bauen führende Unternehmen daher ein breites Lieferantenportfolio und verschiedene Transportwege für sensible Produkte, Materialien und Komponenten auf. Dennoch dürfen sie das Thema Kostensenkung nicht aus den Augen verlieren. Die Besten der Besten haben bereits das Kostenbewusstsein in der Belegschaft geweckt. Wer in diese Richtung gehen möchte, sollte die Mitarbeiter durch eine offene und transparente Kommunikation in die Umsatz- und Kostenentwicklung einbeziehen. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die größere Flexibilität. Unternehmen müssen die größten Kostentreiber identifizieren und Maßnahmen zu deren Reduzierung entwickeln.

4. Transparenz ist eine Voraussetzung für belastbare und diversifizierte Lieferketten. Wenn es vorhanden ist, können Manager schneller erkennen, welcher Teil der Kette von einem externen Ereignis betroffen ist. Aufgrund der hohen Volatilität der Wirtschaft überprüfen viele Unternehmen bestehende Verträge. Flexibilität spielt bei der Neuausrichtung von Verträgen eine zentrale Rolle. Um besser planen zu können, ist eine vertrauensbasierte Zusammenarbeit aller Partner entlang der Lieferkette notwendig, die häufig neue Kommunikationsplattformen erfordert. Mit modernen IT-Tools lassen sich Daten teilen, Ressourcen bündeln und bei dynamischen Nachfrageschwankungen schnelle Entscheidungen treffen. Unternehmen, die IT-Tools und geeignete Algorithmen nutzen, um Nachfrage und Angebot global zu steuern, werden der Konkurrenz, die noch mit E-Mails oder Tabellenkalkulationen arbeitet, einen entscheidenden Schritt voraus sein. Führende Unternehmen schreiben das Thema Zusammenarbeit nicht mehr nur auf ihre To-Do-Listen, sondern setzen es im Alltag um – sowohl in internen Teams als auch in der unternehmensübergreifenden Lieferkette zwischen allen beteiligten Partnern. Über bestimmte Zugriffsrechtegruppen hat jeder Zugriff auf die Daten und tauscht diese kontinuierlich aus – idealerweise in Echtzeit. Mithilfe von Plattformen verbessern Unternehmen die Effizienz und Reaktionsfähigkeit der Lieferkette.

5. Software as a Service (SaaS) wird seit Jahren von Unternehmen als Dienstleistung genutzt. Allerdings gehen immer mehr Unternehmen dazu über, Teile ihrer Lieferkette auszulagern – beispielsweise Fertigung, Vertrieb, Beschaffung, Logistik oder Transportmanagement. Die digitale Supply Chain der Zukunft wird für Unternehmen den Bedarf an Outsourcing, also der Nutzung von Supply Chain as a Service (SCaaS) oder Dienstleistungen von Spezialisten im Bereich Fourth Party Logistics (4PL), erhöhen. Studien zufolge wird dieser Trend immer wichtiger, da viele Unternehmen nicht über das Fachwissen, die finanziellen Mittel oder die Ressourcen verfügen, um alle verfügbaren neuen Technologien zu nutzen. Bestenfalls werden Großkonzerne diese Arbeit in Zukunft – zumindest teilweise – intern erledigen. Die Experten von Gartner sind überzeugt, dass sich dieser Trend verstärken wird. Zu den Vorteilen des Übergangs zu einer digitalen Lieferkette gehören eine durchgängige globale elektronische Konnektivität, höhere Produktivität, niedrigere Kosten, besserer Service und größere Flexibilität. Wird diese Entwicklung nicht vorangetrieben, führt dies zu mangelnder Wettbewerbsfähigkeit und damit zu finanziellen Problemen.

6. Kleine Unternehmen verlassen sich auf ein oder zwei interne Systeme, während einige große Unternehmen auf 20 oder mehr setzen. Schon vor der Covid-19-Krise wurden die Ineffizienzen dieser Silos deutlich. Covid-19 wirkte als Booster. Durch den parallelen Einsatz mehrerer Systeme wurden die Bestandspuffer künstlich vergrößert, der Informationsfluss verlangsamt und hohe IT-Kosten für Schnittstellen, Wartung und Upgrades verursacht. Immer mehr Unternehmen reißen ihre Silos ab, weil sie sich den Aufwand und den damit verbundenen Aufwand nicht mehr leisten können. Branchenführer verlagern ihre Supply-Chain-Workflows auf eine kollaborative Netzwerkplattform, die Silos überwindet und sowohl den Datenaustausch als auch den echten Datentransfer zwischen Abteilungen und Organisationen ermöglicht. Mit REST API verbundene Lösungen mit intelligenter IT-Architektur brechen Silos auf und ermöglichen kollaboratives, unternehmensübergreifendes Arbeiten mit idealer Datenfreigabe.

7. Unternehmen brauchen einen Mix aus globalen und regionalen Wertschöpfungsketten. Nach Krisen können Unternehmen Bereiche identifizieren, in denen eine regionale Produktion sinnvoll ist, die Wirtschaft aber dennoch von der Globalisierung und Vernetzung profitiert. Je nach Branche müssen Unternehmen im Einkauf individuelle Ansätze verfolgen, um resilienter zu werden. Nach der Covid-19-Pandemie begannen führende Unternehmen zu analysieren, in welchen Bereichen eine regionale Produktion sinnvoll ist. Untersuchungen von Automobilherstellern ergaben, dass ein Re- oder Nearshoring bestimmter Produkte oder Komponenten sinnvoll ist. Das ist zwar teurer, stabilisiert aber die Lieferkette. In der Konsumgüterindustrie hingegen ist es aufgrund des enormen Kostenunterschieds zwischen Europa und den USA einerseits und Asien andererseits sinnvoller, die Produktion weitgehend in Fernost und den bisherigen Beschaffungsländern zu belassen, ohne danach zu suchen nahegelegene Fabriken oder sogar den Bau neuer Fabriken. Hohe Energiekosten, steigende Zinsen oder der langsame Rückgang der Inflation sind in vielen Branchen Argumente gegen die Etablierung oder den weiteren Ausbau von Nearshoring bzw. Reshoring. Darüber hinaus gewinnen Einkauf, Beschaffung und Supply Chain Management zunehmend an Bedeutung, wenn es um Gewinne geht. Denn die Möglichkeiten, höhere Preise im unteren und mittleren Produktsegment durchzusetzen, sind selten geworden. Dank Einkaufsplattformen werden die Preise für Kunden immer transparenter. Gewinne werden heute durch Beschaffung – genauer gesagt durch Prozessoptimierung – generiert.

8. Da es in der jüngeren Vergangenheit immer häufiger zu Cyber-Angriffen mit schwerwiegenden Folgen für Unternehmen kam, haben Unternehmen zusätzliche Maßnahmen ergriffen, um sich vor Kriminellen zu schützen. Laut einer Umfrage des Digitalverbands Bitkom hat jedes zweite Logistikunternehmen in Deutschland im Jahr 2022 seine IT-Sicherheitsmaßnahmen verschärft. Dem Management der IT-Sicherheit wird der Umfrage zufolge in den meisten Unternehmen ein entsprechend hoher Stellenwert eingeräumt: In fast neun von zehn Unternehmen In Unternehmen ist der Bereich IT-Sicherheit auf Vorstands- oder Managementebene verankert. Auch führende Unternehmen schulen ihre Mitarbeiter regelmäßig zu diesem Thema und lassen Sicherheitsaudits durchführen. Und diese Zeit ist gut investiert: Die Werkzeuge für Cybersicherheit sind vorhanden, aber die größte Schwäche ist der Mensch. Cyberangriffe haben gezeigt, dass selbst große Unternehmen mit kompetenten IT-Spezialisten tagelang lahmgelegt und geschädigt werden können. Vor allem in der Logistik und im Supply Chain Management spielt das Thema eine immer größere Rolle, denn durch die immer stärkere Vernetzung und Digitalisierung von Unternehmen können sich Cyberkriminelle Zugang zu sensiblen Daten verschaffen. Und diese Daten stammen in der Regel nicht nur vom direkt betroffenen Unternehmen, sondern auch aus dessen Netzwerk.

9. Aufgrund der weltpolitischen Rahmenbedingungen und des aktuellen Verbraucherverhaltens sind die Unternehmenskassen in einigen Branchen nicht mehr so ​​gefüllt wie noch vor einigen Jahren. Dennoch treiben viele Unternehmen bereits begonnene Automatisierungs- und Digitalisierungsprojekte voran oder stoßen neue an. Denn Fakt ist: Nur wer mit leistungsstarker Logistik und höchstem Serviceniveau mithalten kann, wird Marktführer sein. Die Planung von Budgets für Automatisierung, Robotik, Digitalisierung, Energieeinsparungen und Personal ist gut investiertes Kapital. In der internen Logistik müssen beispielsweise manuelle Prozesse automatisiert und digitalisiert werden. Um einerseits schnell zu sein und andererseits die Fehlerquote gering zu halten, spielen Robotik und maschinelles Lernen eine große Rolle. IT-Experten befassen sich mit der Digitalisierung entlang der gesamten Lieferkette und initiieren gleichzeitig neue Projekte in mehreren Gliedern der Kette – jüngst hat beispielsweise der Einsatz des digitalen Frachtbriefs (eCMR) Einzug in die Papiere gehalten.

10. Der Einsatz von Open-Source-Software als Betriebssysteme für Computer ist nichts Neues. Im Supply Chain Management wehrten sich jedoch viele IT-Abteilungen gegen diesen Trend. Mittlerweile gibt es jedoch sehr erfolgreiche Praxisbeispiele, die auf klaren Regeln basieren – etwa die der Open Logistics Foundation. Die Mitglieder investieren nicht mehr zig Stunden selbst in die Programmierung einfacher Standardschnittstellen, sondern nutzen bestehende Schnittstellen ihrer Partner, mit denen sie teils in harter Konkurrenz stehen. Wer sich jedoch auf eine solche Zusammenarbeit einlässt, braucht ein neues Mindset im Unternehmen. Auch in anderen Bereichen ist ein Umdenken nötig – etwa wenn es darum geht, bei Entscheidungen auf neue Technologien wie künstliche Intelligenz zu setzen. Eines ist jedoch klar: Die Besten der Besten werden Prozesse noch stärker automatisieren und die Vorteile künstlicher Intelligenz im Bereich Prescriptive Analytics und Autonome Agenten nutzen, um Effizienzsteigerungen zu erzielen. Mit neuen Tools und Technologien können Unternehmen von der Planung bis zur Auslieferung alles beschleunigen, Puffer reduzieren, Prozesse effizient steuern und letztlich dem Fachkräftemangel entgegenwirken. Bei allen IT-Aktivitäten ist es wichtiger denn je, dass sich Unternehmen professionell vor Hackerangriffen auf ihre Systeme schützen – wie die gravierenden Folgen der jüngsten Angriffe auf die IT-Landschaften großer Logistikunternehmen gezeigt haben.

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