Asiatische Versicherer nehmen Schadensersatzforderungen für digitale Projekte ins Visier

Asiatische Versicherer nehmen Schadensersatzforderungen für digitale Projekte ins Visier

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Die aktuelle Umfrage von Swiss Reinsurance unter asiatischen Versicherungsunternehmen ergab, dass sich deren Digitalisierungsbemühungen auf Schadensfälle konzentrieren.

Dies trägt dazu bei, dass Versicherer ihre Kapitalnutzung und Risikokontrolle verbessern, es handelt sich aber auch um eine Low-Hanging-Fruit-Arbeit.

Andere Bereiche wie Schadenregulierung, Underwriting, Marketing und Vertrieb werden nicht systematisch angegangen.

John Zhu, Chefökonom für den asiatisch-pazifischen Raum bei Swiss Re in Hongkong, sagt, die Umfrage zeige, dass Versicherer sich auf Kostensenkungen konzentrieren. Sie werden nicht dazu gedrängt, viele größere Veränderungen vorzunehmen, da sie nicht allein durch die Technologie dazu gezwungen werden.

„Versicherer in Asien konzentrieren ihre Digitalisierung auf Schadensfälle, da dieser Bereich bisher sehr manuell und umständlich war. Hier bekommen Sie viel für Ihr Geld.“

An Ansprüchen festhalten

Er fügt hinzu, dass für die direkte Bearbeitung von Ansprüchen keine komplizierte Technologie erforderlich sei. Die optische Zeichenerkennung (OCR), mit der Computer unstrukturierten Text lesen können, ist mittlerweile weit verbreitet.

Die Umfrage des Rückversicherers ergab, dass Versicherungsunternehmen Digitalisierungspiloten häufig mit einem Blick auf die kundenorientierte Seite oder vertriebsbezogene Prozesse begannen. Dies galt insbesondere für frühe Investitionen in oder Partnerschaften mit Insurtech-Unternehmen.

„Aber jetzt geht es um Schadensersatzansprüche und das Backend, weil sie die Effizienz verbessern können“, sagte er.

Echte Kostenersparnis

Laut Swiss Re verzeichnen Versicherer mit Digitalisierungsprogrammen messbare Erfolge, auch wenn sich viele noch in der Pilotphase befinden. Der Rückversicherer gibt an, dass Versicherer in Asien im Durchschnitt eine Verbesserung der Schadenquoten um 3 bis 8 Prozent (die Schadenquote ist der Schaden und die damit verbundenen Kosten dividiert durch die verdienten Prämien) sowie Gesamtkosteneinsparungen von 10 bis 20 Prozent verzeichneten.



Swiss Re berechnet, dass 70 Prozent der Einsparungen aufgrund verbesserter digitaler Möglichkeiten auf Schadensfälle zurückzuführen sind. Weitere 10 Prozent stammen aus der Schadenregulierung. Etwa 8 Prozent der Einsparungen stammen aus Marketing und Vertrieb, während die restlichen 12 Prozent aus der Digitalisierung von Preisgestaltung, Underwriting und allgemeiner Verwaltung stammen.

Diesen Fortschritten steht jedoch ein entsprechender Anstieg der Cybersicherheitsrisiken gegenüber.

Regionale Unterschiede

Die Digitalisierungsprogramme variieren in der Region. 

Im Allgemeinen nutzen Versicherungsunternehmen in entwickelten Märkten wie Südkorea die Technologie stärker. Die digitale Infrastruktur an diesen Orten ist sehr gut und gibt den Versicherern die Möglichkeit, sich auf ein breiteres Spektrum an Technologieprogrammen zu konzentrieren. Ihre Partner und Kunden sind ebenfalls eher online und offener für technologische Lösungen.

Swiss Re stellte fest, dass Südkorea sowohl regional als auch weltweit führend ist, wenn es um die digitale Ausgereiftheit seiner Versicherungsbranche geht. Zu Koreas Stärken gehören die hohe Internetnutzung, die hohe Breitbandkonnektivität und die Innovation.

Schwellenländer stellen grundlegendere Herausforderungen dar: Ihre Bevölkerung ist nicht so gut vernetzt, insbesondere außerhalb der Großstädte. China beispielsweise belegt trotz der Leistungsfähigkeit seiner Zahlungs-Apps einen mittleren Platz in der Rangliste von Swiss Re. Indien belegt den letzten Platz unter den 29 von Swiss Re untersuchten globalen Märkten.

Diese Makrofaktoren sind kein Schicksal: In China gibt es beispielsweise einige hochmoderne digitale Versicherungsunternehmen, von Ping An bis Zhong An. Aber gehen Sie über die Branchenführer hinaus: Die meisten Unternehmen arbeiten immer noch stark papierbasiert.

Daher müssen Versicherungsunternehmen in Schwellenländern ihre Digitalisierungsprogramme stärker darauf konzentrieren, Lücken in der nationalen digitalen Infrastruktur auszugleichen. Unternehmen in entwickelten Märkten haben den Luxus, sich stärker auf interne Innovationen zu konzentrieren.

Zeitlupe

Unabhängig vom Markt nehmen jedoch die Risiken im Zusammenhang mit Cyberangriffen zu. Versicherer sehen sich einer verstärkten behördlichen Kontrolle in Bezug auf Datenschutz, Privatsphäre und Sicherheit ausgesetzt. Sie stoßen auch auf neue Abhängigkeitsrisiken, beispielsweise die Verfügbarkeit von nur zwei oder drei Cloud-Dienstanbietern. Versicherungen sind eine kapitalintensive Branche, und ihre Digitalisierungsprojekte können dies auch sein.

Die Kombination aus Risiko, Regulierung und Kapitalkosten bedeutet aber auch, dass die Versicherungsbranche die Zeit gewinnen kann, die sie für die schrittweise Digitalisierung benötigt.

„Die Versicherungsbranche wird keinen Kodak-Moment haben“, sagte Zhu und bezog sich dabei auf das ehrwürdige Kameraunternehmen, das mit dem Aufkommen von Smartphones bankrott ging. Er meint, dass es kein Insurtech geben wird, das die etablierten Akteure stört. Vielmehr werden Versicherer mit schwacher Kapitalbasis Schwierigkeiten haben, mit ihren Mitbewerbern mitzuhalten.

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